Pünktlich zum Ferienbeginn öffent am 7. Juli eine Sonderausstellung für Kinder und ihre Familien: Illustrationen aus der arabischen Welt | Eine Wanderausstellung der Internationalen Jugendbibliothek, München zu Gast am Dom St. Peter und Paul


Die Stiftung Internationale Jugendbibliothek in München widmet sich seit einigen Jahren der Vermittlung arabischsprachiger Kinderliteratur. In diesem Rahmen entstand die Ausstellung, die Einblicke in die Arbeit von acht Illustratorinnen und Illustratoren gibt.

Diese Werke sind nun im Domschatz in Brandenburg an der Havel zu sehen.

Sofort hörte man die Frage: Was haben arabische Kinderbuchillustrationen mit dem Brandenburger Dom und seinem Domschatz zu tun. Ein Besuch auf der Dominsel verrät es.

Die derzeitige Ausstellung - UNSER Buch der Bücher - präsentiert mit dem Brandenburger Evangelistar ein herausragendes Werk der Buchmalerei des 13. Jahrhunderts. Die Texte und Geschichten der Evangelien, die durch das Kirchenjahr führen, werden farbenfroh und unter Verwendung verschiedener stilistischer Vorlagen illustriert. Hier gibt es bereits die erste Gemeinsamkeit mit den Bildern der acht Künstler:innen, deren Stile traditionell, modern oder abstrakt sind und die unterschiedlichste künstlerische Einflüsse aufweisen.

Das ist es aber nicht allein: Gastgeberin dieser Ausstellung für Kinder und ihre Erwachsenen ist die Brandenburger Kirchenkatze Schnury. Einer der prominentesten Vertreter der arabischen Kinderliteratur, Walid Taher, hat gleich in mehreren Büchern die Katzen als Thema gewählt. Im Buch „Sieben Leben“ werden sie in den Geschichten und Bildern lebendig. Die Arbeiten des Ägypters Taher sind im Winterrefektorium zu sehen. Dort werden sie von der Kirchenkatze, die vom sächsischen Künstler und Illustrator Jörg Tausch geschaffen wurde, präsentiert.

In den oberen Räumen des Domschatzes stößt man auf die andern sieben Künstler:innenleben. Der Blick fällt aber zuerst auf einen Cranach-Altar, der -  in der Haupttafel  - das Martyrium des Heiligen Sebastians zeigt, auf den Altarflügeln sind die Heilige Familie auf der Flucht nach Ägypten, der Heilige Ägidius, der Heilige Leonhard und der Heilige Nikolaus abgebildet. Alle fünf Darstellungen haben mit den Ländern im Mittelmeerraum unmittelbar zu tun. Der Heilige Sebastian wird von numidischen Bogenschützen, einer römischen Elitelegion, gemartert. Numidien war ein antikes Königreich, dass beinahe das gesamte Gebiet Nordafrikas, den sogenannten Maghreb, umfasste. Genau dort, in Marrakesch beginnt die Reise in die Welt der Märchen und Abenteuer, nicht zuletzt der Phantasie und Träume.

Die Herkunftsländer und Portraits der Künstler:innen schweben dabei über den Besucher:innen.

Said Baalbaki, der in Beirut geboren wurde, schuf 2009 eine dreiteilige Sammlung: „Die Vögel“, „Der Löwe“ und „Die Arche Noah“, kunterbunte Tiergeschichten. Nicht ganz so bunte Tierdarstellungen aus Holz, gemalt oder in Stein kann man im ganzen Dom entdecken. Beispielsweise am Taufstein, der in Sichtweite der Bilder zu finden ist.

Im nächsten Raum empfängt uns der wahrgewordene Traum der Brandenburger Kirchenkatze Schnury – das Traumzelt. Hier ist das Motto: Lesen – Entspannen – Träumen. Danach oder dabei kann man zeichnen, skizzieren oder einfach nur verträumt kritzeln.

Traditionellere Geschichten werden von Fadi Adleh illustriert. Einer Aufgabe, der sich auch die irakische Künstlerin Itelaq Mohammed Ali verschrieben hat. Ihren Illustrationen zu den Sachbilderbüchern „Ibn Battuta“ und „Ibn Sina“ liegen persische Miniaturen zu Grunde. Diese sind durch reiche Farben und Muster geprägt, die man immer wieder auf Stoffen findet. Im Bestand des textilen Domschatzes tauchen diese Muster auf. Ein Kirchengewand (Kasel) aus der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts zeigt in einem weißen und roten, goldgemusterten Seidenbrokat diese persischen Motive. Das Gewand ist direkt neben den Bildern in der Ausstellung zu sehen.

Insgesamt laden 96 Bilder aus 20 Kinderbüchern zu einer Reise durch Maghreb und den Maschrek ein.

Dank der Patrone des Domes und der anderen Heiligen sowie deren Reisen und Lebensstationen kann man diese Reise um das gesamte Mittelmeer fortsetzen.

Oder man löst sich von all diesen Dingen, lässt seiner eigenen Phantasie freien Lauf und verleiht ihr Flügel.

Einige Impressionen aus der Austellung