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Manfred Stolpe am 29. Dezember 2019 gestorben

Das Domkapitel und die Mitarbeiterschaft des Domstifts Brandenburg trauern um Manfred Stolpe, einen verlässlichen Ratgeber und Begleiter.

Unsere herzliche Anteilnahme gilt seiner Frau und seiner Familie. Wir werden uns dankbar und mit Wehmut an ihn erinnern und vertrauen ihn der Gnade Gottes an. 

Noch im Jahr 2017 hat Manfred Stolpe der Verlängerung seiner Amtszeit als Mitglied des Domkapitels am Dom zu Brandenburg zugestimmt. Das lag nicht nur an seinem preußischen Pflichtbewusstsein. Vielmehr war er seit Jahrzehnten mit dem Brandenburger Dom, seinem Wohl und Wehe eng verbunden. Als junger Kirchenjurist hatte er in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts den Dom zum ersten Mal aufgesucht, um Verhandlungen mit dem SED-Staat über dessen Erhaltung vorzubereiten. Es war, wie er später sagte, „Liebe auf den ersten Blick“. Diese Liebe hielt ein ganzes Leben. Er blieb dem Dom treu, in allen Phasen seines bewegten und zugleich so geradlinigen Lebenswegs. Das Domstift ist Manfred Stolpe zu großem und dauerndem Dank verpflichtet. 

Seit dem 2. August 1974 gehörte er dem Domkapitel kontinuierlich an. Von 1982 bis 1989 war er Konsistorialpräsident für die Ostregion der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg. Auch als Ministerpräsident des Landes Brandenburg (1990-2002) und als Bundesminister (2002-2005) hielt er seine Mitgliedschaft im Domkapitel aufrecht und kam, wann immer es ging, zu dessen Sitzungen. In vielfältigen Formen setzte er sich mit Rat und Tat für das Domstift ein. In den Zeiten, in denen der „Dom in Not“ stabilisiert und restauriert werden musste, war seine Unterstützung unentbehrlich; zur Neugestaltung des Domareals, zur Gründung der Schulen am Dom und zu vielen damit verbundenen Aktivitäten trug er bei, wann immer er gebraucht wurde. In besonderer Weise war er über die Wende des Jahres 1989 hinweg dem Seelensdorfer Forst sowie der Landwirtschaft in Mötzow und Grabow verbunden. Er wusste aus nächster Nähe, was die Verantwortlichen in der Zeit der DDR geleistet hatten; deshalb war es ihm wichtig, dass ihr Wirken auch danach in Ehren gehalten wurde und eine Fortsetzung fand. 

Das war auch charakteristisch für die Weise, in der er als Abgeordneter und Ministerpräsident den demokratischen Neuanfang mit der Wertschätzung für die Lebensgeschichte der Brandenburgerinnen und Brandenburger vor 1990 verband. Dass in gesellschaftlichen Umbrüchen die lebensgeschichtliche Kontinuität nicht ignoriert wird, erweist sich heute, dreißig Jahre später, erneut als ein Schlüsselthema der politischen Entwicklung. Auch nach seinem Tod lässt sich von Manfred Stolpe viel lernen – vor allem dies: mit Gottvertrauen und Menschenfreundlichkeit auf den Wandel zuzugehen. 

 
Wolfgang Huber  

Der öffentliche Gedenkgottesdienst findet am 21. Januar 2020 um 15 Uhr in der Kirche St. Nikolai, Am Alten Markt, in Potsdam statt.

Traueranzeige des Domstifts