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Zum Tod des Ehrendomherrn Dr. Henning Brekenfeld (1936-2019)

„Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben.“ Unter diesem Wort aus der Offenbarung des Johannes nahm eine große Trauergemeinde am 13. Juni in der St. Annenkirche in Berlin-Dahlem vom Ehrendomherrn des Domstifts Brandenburg Dr. Henning Brekenfeld Abschied. Am 2. Juni war er im Alter von 82 Jahren nach langer Krankheit gestorben.

Von 1993 bis zu seinem Tod gehörte er dem Domkapitel für mehr als ein Vierteljahrhundert an. Der langjährige Brandenburger Superintendent Rainer Koopmann, ein Freund seit Schülerzeiten, hatte ihm diese Aufgabe nahegelegt; Kirchenleitung und Domkapitel waren schnell davon überzeugt, dass er dafür der Richtige war. Denn er verband wirtschaftlichen Sachverstand mit innerer Nähe zum Auftrag der Kirche sowie mit einem untrüglichen Gespür dafür, was für die Wiege der Mark gut und notwendig war. Er erlebte die dramatische Rettung des vom Einsturz bedrohten Doms ebenso wie die Wiederherstellung der Gebäude auf dem Burghof, die nun wieder mit vielfältigem pädagogischem und kulturellem Leben erfüllt sind; und er erlebte das 850jährige Jubiläum des Doms, zu dem das ehrwürdige Gebäude in neuem Glanz erstrahlte.

1936 kam er als ältestes von fünf Kindern in Greifswald zur Welt; bald siedelte die Familie nach Grimmen über. Der Vater fiel bald nach der Geburt des jüngsten Kindes 1944 auf Sareema in Estland. 1951 zog die Familie nach Hohen Neuendorf, von wo aus Hennig Brekenfeld das Gymnasium in Oranienburg besuchte. Die staatssozialistische Obrigkeit verwehrte dem Klassenbesten 1954 den Weg zur Universität. Wer im Posaunenchor spielte, durfte nicht Medizin studieren. Henning Brekenfeld verließ die DDR und begann eine kaufmännische Lehre in Ingelheim am Rhein, wo er seiner späteren Frau Ingrid Auerbach begegnete. In West-Berlin studierte er von 1957 an Betriebswirtschaftslehre; daran schlossen sich die Tätigkeit als Assistent und die Promotion an. In Berlin heirateten Ingrid und Henning Brekenfeld 1959 in der Dahlemer Annenkirche, in der auch der Trauergottesdienst für ihn stattfand; vier Söhne gingen aus der Ehe hervor. Nach Assistententätigkeit und Promotion wirkte er von 1966 für Wirtschaftsverbände in West-Berlin und nach 1989 in Gesamt-Berlin und darüber hinaus in ganz Nordostdeutschland.

Noch im Ruhestand unterstützte er ehrenamtlich die Neugründung von Firmen in Berlin und Brandenburg. Zugleich führte er viele ehrenamtliche Tätigkeiten fort, die er schon in der Zeit seiner aktiven Berufstätigkeit begonnen hatte. Viele Aktivitäten widmete er der Vertiefung des christlichen Glaubens sowie der Verantwortung für die Kirche und ihren Dienst in der Gesellschaft. Er war Mitglied des Gemeindekirchenrats der Paulusgemeinde Berlin-Zehlendorf und gründete den Förderverein für deren Alte Dorfkirche, wirkte im Kirchenleitungsausschuss für Wirtschaft und Arbeit und gründete den Berlin-Brandenburger Kreis des Arbeitskreises evangelischer Unternehmer. Er vermittelte Pfarrerinnen und Pfarrern wirtschaftliche Grundkenntnisse, um ihr Verständnis und ihre Urteilsfähigkeit im Blick auf diesen wichtigen Bereich gesellschaftlichen Lebens zu stärken. Er gründete im eigenen Haus zusammen mit seiner Frau einen theologischen Gesprächskreis, der sich über sechzehn Jahre lang regelmäßig traf. In dieses eindrucksvolle Engagement eines Christen, der mit beiden Beinen mitten im Leben stand, fügt sich sein Engagement für Dom und Domstift Brandenburg ein; im Domkapitel wie im wirtschaftlichen Beirat waren seine Treue und sein Rat sehr geschätzt. Wir trauern mit seiner Familie und werden ihn dankbar in Erinnerung behalten.

Wolfgang Huber