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Das Domstift trauert um Hans Müller

Der passionierte Landwirt und langjährige Betriebsleiter des Domstiftsgutes Mötzow ist am 28. Februar 2025 im Alter von 88 Jahren verstorben.
 


Hans Müller wurde am 19. September 1936 in der Altmark als Sohn einer Bauernfamilie geboren. Nach dem Studium der Landwirtschaft in Halle (Saale) arbeitete er in mehreren landwirtschaftlichen Betrieben. Am 1. Januar 1963 begann er als Mitarbeiter beim Domstiftsgut Mötzow, dessen Betriebsleiter er drei Jahre später wurde. Bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand im Jahr 2001 wirkte er in dieser Funktion mit hervorragender Fachkenntnis und großem Engagement. Mit dem Ruhestand zog die Familie nach Brandenburg an der Havel. Für seine Verdienste wurde Hans Müller 2002 mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt.

35 Jahre war Hans Müller also als Betriebsleiter des Domstiftsgutes Mötzow tätig. Zugleich wurde er im Januar 1977 zum Leiter des Kirchlichen Landwirtschaftsamtes gewählt. Mit dieser Aufgabe verbunden war die fachliche Aufsicht über die zu einer Kooperationsgemeinschaft zusammengeschlossenen kirchlich geführten Betriebe zwischen der Prignitz und dem Erfurter Raum. Für die von kirchlichen Trägern verantwortete Landwirtschaft bestanden in der DDR besonders schwierige Voraussetzungen. Staatlicherseits gab es großes Misstrauen gegen dieses als gesellschaftliches Überbleibsel ›feudal-bürgerlicher Herkunft‹ verstandene Konstrukt. Das in anderen Konfliktfällen gebrauchte Mittel der Enteignung wurde gegenüber der Kirche gescheut. Dafür versuchte man, über besonders hohe Besteuerungen die kirchlichen Eigentümer zur Aufgabe zu bringen. Die kirchliche Landwirtschaft geriet folgerichtig in eine wirtschaftlich sehr angespannte Situation mit hohem Konfliktpotential gegenüber der staatlichen Verwaltung – und dies rein aus politischen Gründen. Für Hans Müller als Leiter des Kirchlichen Landwirtschaftsamtes ging es um die Aufgabe, einheitliche Grundsätze und eine geschlossene Haltung im Gegenüber zum Staat zu entwickeln und gleichzeitig den einzelnen Akteuren ein möglichst hohes Maß an Selbständigkeit zu sichern. Dies durch großes Einfühlungsvermögen, sehr entwickelte Fähigkeiten zur Vermittlung und ein gut aufgestelltes Netzwerk geschafft zu haben, ist eines der großen Verdienste Müllers. Dazu ermöglichten er und seine Frau, die auch beim Domstiftsgut Mötzow beschäftigt war, auswärtigen Gästen, im Gutshaus Mötzow Beherbergung zu finden und in die Situation der kirchlichen Landwirtschaft in der DDR vor Ort profiliert eingeführt zu werden. Als sich in der Folge der politischen Ereignisse von 1989/90 die Gesamtsituation neu darstellte, kehrte das Domstift – wie andere kirchliche Träger auch – zum ursprünglich gelebten Modell der Verpachtung zurück. Mit dem Eintritt von Hans Müller in den Ruhestand im Jahr 2001 wurden die Flächen an einen niedersächsischen Landwirtschaftsbetrieb verpachtet. Auch nach dem Ende des aktiven Dienstes blieb Hans Müller dem Domstift, seinen Einrichtungen und Traditionen sowie den Menschen, die hier tätig sind, eng verbunden. Stets aufmerksamer Zuhörer und kundiger Fachmann trug er unter anderem mit einem Artikel über die Landwirtschaft auf den Domstiftsgütern zur Festschrift anlässlich des großen Jubiläums des Domkapitels Brandenburg im Jahr 2011 bei.

Das Domstift Brandenburg und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind für den fast vierzig Jahre währenden, intensiven beruflichen Einsatz für die Belange des Domstiftsgutes sowie für das anhaltende Interesse am Domstift Brandenburg sehr dankbar und denken in diesen Tagen in Verbundenheit an seine Töchter und die weitere Familie. Wir werden Hans Müller stets in ehrendem Gedenken halten.

Der Vorstand