500 Jahre Hochaltar im Dom zu Brandenburg oder Maria und die dritte Dimension

Bei dem Retabel auf dem Hohen Chor des Brandenburger Doms handelt es sich um eines der bedeutendsten Altarbilder des frühen 16. Jh. in Mittel- und Ostdeutschland. Hergestellt in einer Leipziger Werkstatt, wurde er 1518 von Abt Valentin für das Kloster Lehnin in der Absicht gestiftet, damit für sein Seelenheil vorzusorgen. Nach der Reformation gelangte der Altar kurzzeitig in die kurfürstliche Stiftskirche nach Berlin und wurde danach dem Brandenburger Dom überstellt.
Der Hochaltar ist als einziger Altar des Doms fast unverändert erhalten geblieben und steht noch heute auf seinem ursprünglichen Platz, dem Hohen Chor. 500 Jahre nach seiner Erschaffung steht dieser Altar im Mittelpunkt der diesjährigen Sonderausstellung des Dommuseums.
Er ist ein herausragendes Beispiel bildhauerischer Kunst am Übergang von der Gotik zur Renaissance. So sind die Heiligenfiguren auf den Innenseiten der Flügel des Altars dreidimensional gestaltet. Die Falten ihrer Kleider vermitteln den Eindruck eines plastischen Körpers. Die Ausstellung wird sich auch mit der Zeit um 1500 befassen – einem Zeitalter des religiösen Umbruchs und einer Epoche des Aufbruchs in neue Erdteile wie in neue Gebiete der Wissenschaft.
Im Zentrum, des ein Jahr nach Luthers Thesenanschlags gestifteten Altars, steht Maria – eine Strahlenkranzmadonna.
Weder zur Zeit der Reformation noch in den ihr folgenden Jahrhunderten nahmen die Menschen hieran Anstoß, selbst dann nicht als der Altar in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts durch einen neuen Aufsatz für alle sichtbar evangelisch (um-) gedeutet wurde.
Luther hatte Maria als Mutter Jesu eine auch für Protestanten wichtige Bedeutung zuerkannt. Ihr ist deshalb ein besonderer Schwerpunkt der Ausstellung gewidmet. Von der unnahbaren Himmelskönigin bis zur trauernden Mutter – die Würdigung der Gottesmutter ist sehr variantenreich und riss auch nicht mit der Reformation ab. Zahlreiche Marienfiguren und manch eine Gottesdienstordnung geben beredtes Zeugnis von der besonderen Bedeutung Marias auch für die Lutheraner. Die Ausstellung wird dem nachgehen. Begleitet wird sie von einer Predigtreihe der Domgemeinde.